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Regionalgruppe „Blühendes Ländchen“ im Netzwerk Blühende Landschaft (NBL) gegründet

Blühstreifen ohne Ackergifte – Die Insekten sind unsere Mitarbeiter

Am 07. März hat sich in Wolsier, Gemeinde Havelaue, die Regionalgruppe  „Blühendes Ländchen“ im Netzwerk Blühende Landschaften gegründet. Ca. 30 Mitglieder aus dem Havelland, darunter 5 Strodehner,  wollen sich u. a. für das Anlegen von Blühstreifen in der Landschaft einsetzen.

In der BRAWO vom 08. März wurde ein Leserkommentar von Christina Wolff zum Thema veröffentlicht:

Blühstreifen 0hne! Ackergifte

Was ist denn nun mit dem Insektensterben? Natürlich haben nicht die Landwirte und Agrargenossenschaften das Verschwinden der Pflanzen- und Tierarten alleine zu verantworten. Immerhin werden täglich 70 Hektar Land – das ist die Fläche von 100 Fußballfeldern – in Deutschland versiegelt. Immer mehr Straßen, Gewerbezentren, Bauland, umgebrochenes Grünland tragen zu diesem Flächenfrass bei. Und zum Artensterben trägt u.a. auch eine zunehmend sterile Gestaltung von Gärten und öffentlichen Anlagen bei, die keinerlei Lebensräume mehr bieten. Und die eigentliche Wildnis, sozusagen Natur an sich, ist keine Abenteuer – Outdoor – Welt und auch nicht Karls Erdbeerhof, die haben wir schon lange verloren. Seit ca. 100 Jahren tragen wir mit gesellschaftlichen Mehrheiten die Entwicklung der modernen Landwirtschaft mit, wir glauben, dass wir mit Giften die Ökosysteme regulieren und gesunde Nahrung produzieren können. Und wir glauben, dass wir mit Kunstdünger die Bodenfruchtbarkeit erhalten und jedes Jahr das Letzte aus dem Land herausholen können. Natürlich gab es genauso lang Gegenstimmen, in der Regel immer wieder auch von Landwirten der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Die heutigen Landwirte tragen keine Verantwortung für alle fatalen Folgen dieser hundertjährigen Geschichte, an deren Ende wir heute stehen. Aber sie tragen Verantwortung für ihr heutiges Tun und sie sind die Einzigen, die neue und andere Entscheidungen treffen können, als ihre Vorgänger. Wer soll denn sonst bitte damit aufhören, das Ackerland zu vergiften?
Da ruft ein Forum Natur die Brandenburger Bürger auf, Geld für Blühflächen zu spenden, damit die Bauern Saatgut kaufen können. Klingt nach einem unterstützenswerten Anliegen: Forum verspricht eine öffentliche Gesprächsebene, Natur wollen wir ja alle und Blühflächen finden immer mehr Bürger eine gute Sache. Wer steht hinter dem Forum? Das Forum ist eine Lobbyorganisation der Brandenburger „Landnutzer“, in der Regel Landbesitzer – es steht für über 1 Million Hektar Grundeigentum, es betreibt natürlich auch Lobbyarbeit für den Bauernverband. (siehe u.a. MAZ „Vom Naturschützer zum Lobbyisten“, 6.6.2017) Der Landesbauernverband ruft dementsprechend auch zu seiner Blühflächen-initiative zusammen mit dem Forum auf: „Damit die Landwirte nicht im Regen stehen“ und „Die Landwirte können die Aufgabe des Insektenschutzes nicht alleine stemmen, ohne Geld.“ Wieso haben die Bauern kein Geld? Die Landwirtschaft bekommt Milliarden von Agrarsubventionen, diese bestehen neben der Basisförderung u.a. aus den sogenannten Greeningmaßnahmen, aus Zuschüssen zum Natur- und Gewässerschutz, zu Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen und auch aus Ausgleichzahlungen für den Erhalt der Kulturland-schaft, also unserer Lebensumwelt. Diese Subventionen zahlt der Steuerzahler. Von diesem Geld kaufen konventionell wirtschaftende Bauern u. a. Ackergifte, die entscheidend mitverantwortlich sind für das Verschwinden der Ackerwildkräuter und Insekten. Geld aus dem Spendentopf bekommen nur Landbesitzer, keine gemeinnützigen Organisationen oder Gemeinden. Merkwürdig auch die veränderte Taktik – 2018 konnte man noch lesen: „Mit der Blühflächenanlage leisteten Sie einen kleinen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität und einen großen Beitrag zur Verbesserung des Images der Landwirtschaft… Der LBV und Forum Natur bittet Sie ungeachtet der noch unklaren Zuschusshöhe die öffentlichkeitswirksame und imagefördernde Initiative weiterhin durch die Anlage von Blühflächen zu unterstützen.“ (LBV, Blühstreifeninfobrief vom 22.3.2018) In 2019 kann man dann lesen: “Der Schutz der natürlichen Ressourcen liegt immer mehr Landwirten am Herzen.“ Und auf der Seite des Forums: “Unser Credo: Naturschutz ist ein Zustand der Harmonie von Mensch und Natur.“ Irgendwie macht mich das sprachlos. 101.000 Tonnen Ackergifte wurden 2017 (Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ) in der deutschen Landwirtschaft ausgebracht, davon die Hälfte Herbizide, genau die Gifte, die alle Wildblumen vernichten, die jetzt in Blühstreifen am Rande wieder auferstehen sollen, mit den Spenden der Bürger. „Jeder Euro zählt!“ Was für ein Sinneswandel bei gleichbleibenden Fakten. Oder Missbrauch der Gutwilligkeit der Bürger?
Auch Blühstreifen brauchen ein grundsätzliches Umdenken in der Landwirtschaft – wir brauchen wieder Landschaftselemente wie Hecken, Tümpel, Bäume, wir brauchen mehr Brachflächen und eine Rückverwandlung der vielen in den letzten Jahren umgebrochenen Grünlandflächen, mehr extensive Bewirtschaftung, wir brauchen grüne Verbundsysteme, wir brauchen ein ökologisch sinnvolles Mähen, was sowohl die Zeitpunkte als auch die Mähwerkzeuge betrifft. Und wir brauchen eine giftfreie Landwirtschaft.
Christina Wolff, Biologin, Gärtnerin

Das Titelbild diese Beitrages stammt von Matthias Tschumi.

 

Wohlfühlflächen für Bienen und Schmetterlinge

Von 70 Teilnehmern einer Informationsveranstaltung wollen 26 in der Regionalgruppe „Blühendes Ländchen“ mitmachen

Norbert Stein berichtet am 04. März 2019 in der MAZ über eine Informationsveranstaltung zum Thema Blühflächen für Insekten.

Etwa 10 Teilnehmer kamen aus Strodehne. 2018 hatte die Strodehnerin Marion Werner bereits versucht, auf öffentlichen Flächen in Strodehne Blühpflanzen für Insekten zu etablieren. Die Gemeindevertreter waren nicht dafür. Schließlich konnte eine private Fläche bepflanzt werden. Es wird interessant zu sehen wie sich diese Fläche entwickelt.

Hoffentlich setzen sich viele Landwirte für die Blühflächen ein. Schließlich gestaltet und bearbeitet die Landwirtschaft einen Großteil der ländlichen Flächen. Sie hat damit seit Jahrtausenden unsere Kulturlandschaft geschaffen. Heute sind Anbaumethoden wie Monokulturen und die Bearbeitung der Kulturen mit Chemie für den gravierenden Verlust an Arten in der Kulturlandschaft verantwortlich. Es gilt dazu ein Gegengewicht zu schaffen und die Kulturlandschaft so zu gestalten und zu bearbeiten, dass die Biodiversität nicht weiter zurückgeht, im besten Fall sich wieder mehr Arten ansiedeln.

7. Ökofilmtour 2018 in Strodehne: Das Gift auf unseren Feldern

Dieses Jahr mit Filmen, Fachleuten, Ausstellung und möglichst unvergiftetem Essen. 15. Februar 2018, 19 Uhr, Gasthaus Stadt Berlin, Backofenberg 14

Zum 7. mal stoppt die Ökofilmtour im Gasthaus Stadt Berlin. Jedes Jahr war der Saal des Gasthauses der Familie Heinrich gut besucht. Für die Mitglieder des Vereins Lebendige Zukunft Strodehne, die gemeinsam das Event organisieren, ist der Halt der Ökofilmtour durchaus noch keine Routine geworden. Die legendäre vegane Gulaschsuppe von Jürgen Rochlitz setzte Maßstäbe. Man macht sich jedoch etwas vor, wenn man meint, dass es möglich war, die mit viel Liebe und Ehrgeiz gekochte Suppe ohne Gifte aus der Landwirtschaft zu servieren. Dieses Jahr werden die VereinsköchInnen sich bemühen, durch Auswahl der Zutaten, ein möglichst ungiftiges Gericht anzubieten. – mal sehen, ob das gelingen kann

Vor Ort werden sein Manfred Ladwig, Autor des Hauptfilmes; Sabine Keitel, Mit-Macherin der Ausstellung Irrweg Pestizide und  Ernst-Alfred Müller Leiter der Ökofilmtour, FÖN e.V. Udo Schäfer, Biobauer aus Wolsier, wird eine Diskussion im Anschluß an die Filme moderieren.

Der Vorfilm Good Day Sunshine zeigt die Zukunft: Ein Ehepaar am Frühstückstisch. Eine trügerische Idylle der Spießigkeit. Die Störung folgt auf dem Fuße. Eine Biene. Künstlich. Die Zeit hat die echte abgeschafft. Träumen Menschen von künstlichen Bienen?

Etikett eines Giftbehälters

Hersteller und staatliche Institutionen werden nicht müde zu beteuern, wie unschädlich Pflanzenschutzmittel seien. – private Labore sowieso. Der Autor Manfred Ladwig versucht in seinem Film Das Gift auf unseren Feldern herauszufinden, ob diese Behauptungen stimmen und stellt weitere Fragen. Die Antworten sind besorgniserregend.

Eingerahmt werden Diskussion, Filmvorführung und Essen durch die Ausstellung Irrweg Pestizide zu der der Nabu schreibt:

Sie soll ein Weckruf sein, die Ausstellung „Irrweg Pestizide“. Hierfür haben sich Wissenschaft und Kunst mit professioneller Grafik zusammengetan, um die Folgen der Ausbringung von Ackergiften bewusst zu machen. Allein in Deutschland waren es im letzten Jahr 140 000 Tonnen. Über ein Jahr lang haben Frau Dr. Anita Schwaier, Toxikologin, und Sybilla Keitel, politisch engagierte Künstlerin, mit Milan Hänsel, einem Grafiker, der zugleich Ökolandwirt ist, ehrenamtlich, ohne finanzielle Interessen zusammengearbeitet. Ihre gemeinsame Motivation ist das Erschrecken über die bei uns und weltweit schwindende Biodiversität.

Giftmischer

Sonntagsspaziergang von Sabine Keitel

 

Bauern können nicht überall ernten

Der verregnete Sommer bereitet den Landwirten zunehmend Sorgen – Getreide im Westhavelland muss teilweise am Halm bleiben

Norbert Stein schreibt in der MAZ vom 26./27.  August 2017 über die diesjährige Ernte.

Ein Ursache für die Probleme der Landwirte bei der Ernte sind die durch große, schwere Landmaschinen verdichteten Böden. Durch die komprimierten Böden kann das Wasser nicht versickern.

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