Kunstwerke im Dorf

skulpparkEin sichtbares Zeichen für die Präsenz der Künste in Strodehne ist der Skulpturenpfad „Landmarken“ in der Feldmark rund um das Dorf: 15 Skulpturen aus Stahl und Stein nehmen Bezug zu der Landschaft auf, die sie umgibt. Die Kunstwerke entstanden 1996 anläßlich des Symposiums „Stein und Stahl“, (R. Fürstenberg, dir.) im seit 1988 in Strodehne ansässigen Kunsthaus Gahlberg Strodehne.

Zu sehen sind Arbeiten der Künstler David Lee Thompson, Jürgen Grieger, Mark Stolte, Hans Höpfner, Hiroshi Teshima, Jörg Haberland, Kalle Hommelsheim, Hawoli, Konstanze Eißner, Volker Kiehn, Rainer Fürstenberg, Sebastian Kulisch, Frank Lipka, Albert Huber und Christian Bonet.

fontaneschDie historisch anmutende Marmortafel am Strodehner Haus des Schriftstellers und Kunsttheoretikers Walter Aue verweist auf ein anderes zeitgenössisches Kunstprojekt: Im Jahr 2004 erschuf Walter Aue unter dem Titel „Fontane in Strodehne“ die kaum zu widerlegende Fiktion, der berühmte Dichter habe auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg auch Halt in Strodehne gemacht. Eine Kunstausstellung in Aues Scheune und eine zusammen mit seinem Nachbarn, dem Drucker Thomas Senff, als „erstes Kunstbuch der Strodehner Presse“ herausgegebene handgedruckte Publikation widmeten sich dem Thema.

1 Kommentar

  1. Fontane in den Arsch treten

    Oh Mann, nur noch 5 Jahre, dann wird er (anlässlich seines 200. Geburtstags) wieder auf den Sockel gehoben: Fontane. Mach die Augen zu und stell Dir den Kerl vor: stutzerhaft gekleideter Ex-Apotheker, gute Sechzig, ein Spießer, der sich sein Leben lang wenig Sorgen um sein Auskommen machen musste. Klassischer Besserwisser, altklug, belehrend. Wenn Du mich fragst: Ein unangenehmer Mensch. Politisch reaktionär; nicht einflussreich, aber doch protektioniert von ein paar wichtigen Strippenziehern. Das Bewusstsein, Kontakt nach ganz oben zu haben, muss dem Mann ein von allen Zweifeln und unmittelbaren Eindrücken unbeeinflusstes Ego verschafft haben. Stolziert durchs Leben als einer, der Bescheid weiß. Tonfall: Herablassend, ironisch, dem havelländischen Landvolk gegenüber durchdrungen von der vagen Sympathie, die der Gutsherr seinen Jagdkötern gegenüber empfindet. Da, wo das Havelland einem versunkenen Ideal zu ähneln scheint – einem Arkadien mit Schäfern, Müllern, Schankwirten und schönen, scheuen, aber doch hingebungsbereiten Frauen – gerät der Mann in ein peinliches, schwelgerisches Jubeln; wo Dreck und Knechtschaft nicht romantisiert werden können, sieht er weg. Wo Zola den Finger in die Wunde gesellschaftlicher Missstände legt, sucht Fontane nach dem Willen des Schicksals, nach versöhnlicher Schönheit im Einfachen, Schlichten.
    Ich sehe es so: Der Mann ist – in seiner gelackten Routiniertheit, seiner mit nur vorgetäuschter Ortskenntnis vorgetragenen Selbstsicherheit – des literarischen Totschlags schuldig. An Grete Minde zum Beispiel, der Tangermünder Tochter, die unschuldig in den Flammen starb und von Fontane ganz ohne Not und nur um des kriminalistischen Knalleffekts willen als Brandstifterin missbraucht wurde. Die Akten lagen auf dem Tisch, der Fall war offenkundig: Doch Fontane suchte nicht nach Unschuldsbeweisen, nach Zweifeln, er suchte nach einer schmissigen Story. Drei Jahre nach seinem Buch wurde die wahre Geschichte endlich nieder geschrieben, eine peinliche, kleinliche, empörende Geschichte widerrechtlicher Bereicherung. Fontanes Rufmord (hast Du’s gelesen? Furchtbare Schmonzette!) wurde nicht eingestampft, sondern erlebt noch heute Auflage um Auflage.

    Wer kann einen wie Fontane gern haben? Nur seinesgleichen. Leute, die das Havelland auch weiterhin gern als wohlbegrüntes Hinterland ihrer Machenschaften benutzen wollen; Leute, die unter seinem Namen ihre Scherflein ins Trockene bringen, ihre öden, altbackenen Anekdoten auch weiterhin zwischen die Leser und die Gegenwart schieben wollen.
    „In diesem Haus schlief Theodor Fontane während seiner märkischen Wanderungen zwei Nächte im April 1862.” Ja, herzlichen Glückwunsch! Nebenan haben sich drei Generationen einer Familie totgesoffen, im Dachgeschoss hat sich einer erhängt, der schwul war. Da wurden Juden weggejagt – zu Zeiten Fontanes und mit seiner unausgesprochenen Zustimmung; hier wurden aus Nazibossen LPG-Chefs, und hier sind dem Dorf alle Jugendlichen abgehauen in die große Stadt. Wer heute noch Fontane liest und die Ödnis dieser gebeutelten Landschaft pittoresk nennt, gehört – sagen wir ruhig „romantischer Realismus” dazu – kräftig in den Arsch getreten.

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